Wehrmachtswrack geborgen: „Sonderkraftfahrzeuge“ ermöglichten Blitzkriege - WELT (2024)

Zweiter Weltkrieg Wehrmachtswrack geborgen

Diese „Sonderkraftfahrzeuge“ ermöglichten Hitlers Blitzkriege

Unweit Mantua wurde das Wrack eines deutschen Halbkettenfahrzeugs aus dem Fluss Po geborgen. Das Sd-Kfz. 11 diente als Mannschaftstransporter und Zugmaschine für Geschütze. Es erreichte eine Geschwindigkeit von mehr als 50 Stundenkilometer.

| Lesedauer: 3 Minuten

Von Florian Stark

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Früher sollen Kinder auf ihm gespielt haben und von ihm in den Fluss gesprungen sein. Dann versank das Wrack im Sand und wurde vergessen. Erst die Trockenheit im März drückte das merkwürdige Gefährt wieder über die Wasseroberfläche: Ein Fahrzeug aus dem Zweiten Weltkrieg, das die Wehrmacht im April 1945 im Po in Norditalien versenkt hatte.

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Identifiziert hat das Gerät Simone Guidorzi, Direktor des Weltkriegsmuseums in Sermide. Demnach handelt es sich um ein Sd-Kfz. 11, was für Sonderkraftfahrzeug 11 steht, ein leichtes Halbkettenfahrzeug, das als Transporter und Artillerie-Zugmaschine an allen Fronten des Krieges im Einsatz war. Zwei Bagger und zahlreiche Helfer mit Schaufeln und Eimern bargen das Gefährt aus dem Schlamm nahe Sermide unweit der Stadt Mantua.

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„Das war eine schwierige Aktion“, sagt Guidorzi. „Wir hatten ein Foto eines britischen Kampffliegers vom April 1945, auf dem es zu sehen ist.“ Ein Mitarbeiter habe im Flussbett auf eigene Faust gesucht und ein aus dem Sand herausragendes Metallteil gefunden. Nach der Bergung soll das Fahrzeug in dem Museum ausgestellt werden.

Im April 1945 tobten hier heftige Kämpfe zwischen alliierten Truppen und Wehrmachtseinheiten, die am Po die letzte Verteidigungslinie vor den Südalpen gebildet hatten. Nachdem britische Truppen die deutschen Stellungen durchbrochen hatten, löste General Heinrich von Vietinghoff als Oberbefehlshaber Südwest gegen Hitlers ausdrücklichen Haltebefehl die Operation „Herbstnebel“ aus, der die beiden deutschen Armeen sowie faschistische Verbände zum Rückzug auf die Alpen aufforderte.

Da Fähren fehlten und die meisten Brücken zerstört waren, wurden viele Fahrzeuge von der Wehrmacht in dem damals bis zu 500 Meter breiten Fluss versenkt, schreibt der Historiker Thomas Vogel. Als letzter Brückenkopf auf dem Südufer wurde Sermide an der Grenze von Ligurien und der Lombardei geräumt. Nicht wenige Soldaten ertranken bei dem Versuch, den Po schwimmend zu durchqueren.

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Die Wehrmacht verfügte über eine ganze Palette von Halbkettenfahrzeugen. Im Zuge von Hitlers Aufrüstung ab Mitte der 1930er-Jahre konnten Ingenieure bei ihrer Konstruktion auf Erfahrungen zurückgreifen, die bis in den Ersten Weltkrieg zurückreichten. Expeditionen in Asien und Afrika hatten die Leistungsfähigkeit dieses Konzepts bewiesen, weil Fahrzeuge mit einer lenkbaren Vorderachse und einem hinteren Kettenlaufwerk sowohl auf Straßen als auch in schwierigem Gelände eingesetzt werden konnten. Auch war ihr Treibstoffverbrauch nicht wesentlich höher als bei radgestützten Transportern oder Zugmaschinen.

Das Sd-Kfz. 11 war ab 1934 bei Hansa-Lloyd-Goliath (später Borgward) in Bremen entwickelt worden. Es war 5,4 Tonnen schwer, bot bis zu zehn Personen Platz und erreichte mit seinem 100-PS-Motor eine Geschwindigkeit von mehr als 50 Kilometer pro Stunde auf der Straße. Die maximale Reichweite lag bei 250 Kilometer, im Gelände bei 140, konnte allerdings durch das Gewicht des angehängten Geschützes noch reduziert werden.

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Fast 9000 Exemplare des Sd-Kfz. 11 wurden bis Kriegsende gebaut. Die Mobilität der Wehrmacht hing maßgeblich von Halbkettenfahrzeugen ab, von denen auch mittlere und schwere Typen existierten. Mit ihnen konnten Infanteristen und Material mit den Panzertruppen Schritt halten, deren schnelle Vorstöße die Blitzkriege der Wehrmacht prägten.

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Guidorzi und sein Team vermuten, dass im Po noch zahlreiche weitere deutsche Fahrzeuge liegen, darunter sogar Panzer. Um diese zu lokalisieren und auszugraben, fehle aber leider das Geld, sagt der Museumsdirektor.

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